09. March 2010

Bologna-Kongress - War das alles?

Das Wissenschaftsministerium leugnet die eigene Schuld an der Bolognamisere und schiebt den Hochschulen den schwarzen Peter zu


Das Wissenschaftsministerium hat gestern am 8. März 2010 einen Bologna-Kongress an der Universität Stuttgart veranstaltet. Geladen waren RektorInnen, Lehrende, Studierende und VertreterInnen aus der Wirtschaft, die in verschiedenen Foren über die Probleme des Bologna-Prozesses debattieren sollten. Im Abschlussplenum stellte Wissenschaftsminister Peter Frankenberg klar, was die Intention dieses Kongress war, als er dazu aufforderte nun in den Hochschulgremien die Bologna-Probleme anzugehen.

„Der Kongress war nicht nur als Selbstinszenierung des Wissenschaftsministeriums, sondern auch als anmaßende Lehrveranstaltung für die Hochschulen gedacht. Dabei sind viele Probleme nur auf Landesebene lösbar.“ stellt Sandro Philippi, Mitglied des Präsidiums der LandesStudierendenVertretung (LaStuVe) fest und erläutert: „Schlechte Lehr- und Lernbedingungen sind Konsequenz einer miserablen finanziellen Ausstattung der Hochschulen. Auch für die fehlende Flexibilität des Studiums und sozialen Hürden auf dem Weg zum Studienabschluss trägt das Ministerium Verantwortung.“

„Das Ministerium erdreistet sich an die sogenannte Autonomie der Hochschulen zu appellieren. Dabei handelt es sich bei den baden-württembergischen Hochschulen längst um entdemokratisierte fremdgesteuerte Orte.“ erläutert Philippi mit Bezug auf die extern besetzten Hochschulräte und fügt hinzu: „Studierende haben kaum Mitspracherechte, dafür wurde in den letzten Jahren immer mehr Macht in dieHände von Rektorat und Hochschulrat gelegt. Autonomie wird zunehmend als hierachische Leitung des Rektorats verstanden, jedoch muss sich die Hochschule von innen heraus selbst gestalten, unter Einbeziehung aller Statusgruppen“

„Es wäre niemals zu einem solchen Reformdebakel gekommen, hätte man die Studierenden von Anfang an verstärkt an der Entwicklung und Umsetzung von Bologna beteiligt.“ bemerkt Philippi und verlangt: „Zusätzlich muss die Verfasste Studierendenschaft als Plattform für eine studentische Meinungsbildung endlich wieder eingeführt werden!“

 

 


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